Im Leben braucht es immer wieder Mut. In dieser Episode widme ich mich diesem Thema anhand von kürzlichen und länger zurück liegenden Erlebnissen. Kleine Ausbrüche aus dem Alltag können auch Deinen Mut und Dein Selbstvertrauen stärken. Wir können uns also Mut antrainieren. Dies hilft uns dann in vielen Lebenssituationen. Falls Du den Podcast im Moment nicht hören darfst/kannst, hast Du die Gelegenheit, unten die sinngemässe Transkription zu lesen. Ansonsten wünsche ich Dir viel Spass in den folgenden Minuten.
Hi, schön bist Du heute dabei. Über die Ostertage hatte ich ein Erlebnis, das mich noch länger beschäftigt hat. Interessanterweise lese ich momentan ein Buch, das genau zu diesem Ereignis passt, zumindest meiner Meinung nach. Wenn Du dran bleibst, erfährst Du gleich mehr.
Wir verbrachten die Ostertage mit Freunden bei meinen Schwiegereltern. Einmal waren wir mit den Kindern im Wald zum grillieren, bauten eine Seilbahn und bestiegen eine Tanne. Beides gesichert, natürlich. Wir testeten die Seilbahn aus, schauten, ob das Bremsseil kurz genug ist, damit die Kinder vor dem unteren Baum stoppten. Nach dem Test unterlief mir ein Fehler, wie ich anschliessend dann feststellen sollte. Ich wollte das Seil noch etwas kürzer machen - sicher ist schliesslich sicher - verlängerte es aber unbewusst.
Das Nachbarsmädchen fuhr los. Ich hielt das Seil in den Händen, bremste so und liess es dann für die letzten Meter los... Sie fuhr dann gegen den Baum, zum Glück nur mit der Hüfte. 0b der Helm allerdings auch anschlug, wissen wir nicht, es ging zu schnell. Sie blieb sonst unverletzt, aber der Schreck sass allen in den Knochen.
Wieso erzähle ich diese Geschichte überhaupt? Was hat die mit diesem Podcast zu tun? Auf den ersten Blick nichts, dann aber doch sehr viel. Denn es ging so weiter: Wir schauten, ob alles ok war. Sowohl sie als auch ich brauchten eine Pause. Ich war wütend auf mich und wollte alles abbauen. Meine Frau sagte mir, ich solle alles stehen lassen, damit das Mädchen noch einmal kontrolliert fahren könne, um wieder Vertrauen zu gewinnen. Eigentlich kenne ich dieses Prinzip ja aus eigener Erfahrung vom Klettern. Nach einem Sturz steige ich gewöhnlich möglichst schnell noch einmal in die Wand, um mir zu zeigen, dass ich es kann.
Erst wollte ich allerdings nicht mehr, vor allem wollte ich nie mehr ein Seilbahn bauen. Ich machte es dann aber doch, als meine Frau mir sagte, ich reagierte kindisch. Und sie hatte recht.
Denn: die nächste Fahrt war nicht nur für das Mädchen wichtig, sondern auch für mich. Sie bewies Mut und Charakter und stieg noch einmal auf. Und ich sah, dass kein Konstruktionsfehler zum Aufprall führte, sondern meine Fehlüberlegung, resp. -manipulation. Dies hebt zwar nicht meinen Fehler auf, aber ich wusste nun, woran es gelegen hatte und bin sicher, dass ich diesen Fehler nie mehr machen werde. Ihr Mut, noch einmal zu fahren, half mir, es auch noch einmal zu versuchen.
Beim anschliessenden Baumklettern vertraute sie mir dann gleich noch einmal (und ihre Eltern auch). Dafür bin ich dankbar. Schlussendlich war es trotz allem ein spassiger und für mich sehr lehrreicher Nachmittag.
Dieses "Aus-Fehlern-Lernen" knüpft an das an, was Nils Nielsen in der letzten Episode zu Fehlerkultur sagte und an das eingangs erwähnte Buch. Das Buch ist von Osho und geht um das Thema Mut (ISBN 978-3-548-74113-0). Dieses Buch lag plötzlich vor mir und ich begann zu lesen. Noch bin ich erst in der ersten Hälfte, aber gleich zu Beginn spricht er von Mut, den man haben sollte, das Leben zu leben. Manche seiner Aussagen kann ich zwar nicht nachvollziehen oder bin nicht gleicher Meinung. Aber wenn er sagt, dass das Leben nicht vorhersehbar oder planbar ist, finde ich das spannend. Er sagt sogar, wenn die Zukunft klar wäre, wären wir wie tot.
Ich habe mir dann Folgendes überlegt: Wenn ich wüsste, was mich die nächsten Jahre erwartet und alles nur noch Routine ist, wäre es in der Tat nicht sehr spannend. Natürlich kann man so leben und die einen brauchen mehr Sicherheit als die anderen. Aber wie viel von unserem Alltag sicher und in Stein gemeisselt ist, haben wir in den letzten zwei Jahren gesehen. Plötzlich war sogar das, was wir für das Banalste und Normalste gehalten haben, weg. Nichts ist sicher und vielleicht wägen wir uns in einer falschen Sicherheit.
Wie auch immer: Wieso also nicht zwischendurch mal ausbrechen und etwas Neues probieren? Das Unbekannte führt zum Kribbeln im Bauch und lässt uns das Leben richtig spüren. Du musst ja nicht gleich zum Basejumping gehen. Wie wärs mal mit einem Spaziergang in einem Dir unbekannten Gebiet ohne Karte und GPS?
Wenn Du dann den Weg findest, stärkt das Dein Vertrauen in deine Fähigkeiten. Und dieses aufpolierte Selbstvertrauen hilft Dir in allen Situationen.
Dazu mache ich noch ein Beispiel und dann ist Schluss für heute: Als ich Anfangs 20 zum ersten Mal für drei Monate alleine verreiste, freute ich mich bis zu dem Moment, als ich mich von meiner Familie an Flughafen verabschiedete. Da kippte meine Freude und ich fühlte mich besch... Ich hatte keine Ahnung, was auf mich zukam und das machte Angst und führte zu einem flauen Gefühl im Bauch, nicht zum Kribbeln.
Seither bin ich oft verreist, ich war auf Expeditionen, zum Studium im Ausland oder arbeitete ein Jahr lang für die UNO in Eritrea und Äthiopien. Das Gefühl der Angespanntheit wurde jedes Mal schwächer, aber es blieb.
Heute liebe ich es. Ich bin aufgeregt, nervös, aber die Erfahrung hat mich gelehrt, dass ich in den unterschiedlichsten Gegenden und auch unter schwierigen Bedingungen gut leben kann. Ich schätze den Komfort hier und auch die Routine, aber solche Unterbrüche sind für mich wichtig. Und wenns nur eine Nacht unter freiem Himmel ist.
Langer Rede, kurzer Sinn: Unsere Komfortzone verlassen, Unbekanntes versuchen, Fehler machen und lernen. Dies hilft, uns lebendig zu fühlen und uns einzulassen auf das, was kommen mag.
Falls Du etwas Neues wagen möchtest und denkst, dass ich Dich mit meinen Fähigkeiten und Erfahrungen unterstützen kann, freue ich mich auf Dich. Wie Du mich erreichen kannst, erfährst Du auf meiner Kontaktseite.
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